Blutbad


Ich blickte auf die blutigen Fuß- und Händeabdrücke auf der Duschmatte und  dem Duschvorhang. Was war bloß geschehen? Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern und setzte mich auf den Toilettendeckel. Das Letzte, was ich noch wusste, war, dass ich gestern Abend nach der Arbeit die Haustür aufschloss und einen riesigen Schreck bekam. Meine Freunde hatten sich im Wohnzimmer versteckt und sprangen mir mit lautem Gebrüll, was wie „Happy Birthday, Paula“ klingen sollte, entgegen. Sie hatten ein Spiel vorbereitet, so ein Krimidinner, bei dem jeder in eine Rolle schlüpft. Eine ist ein Detektiv, einer die Leiche und ein anderer ist der Mörder, andere sind Zeugen und so weiter.
Oh Gott, hatte ich etwa wirklich jemanden umgebracht? Meine Erinnerung sagte mir, ich solle in meiner Brusttasche nachsehen. Ich holte einen Zettel mit dem Wort „Mörder“ hervor. Ich sprang von der Toilette hoch, dachte angestrengt nach. Mir schwante etwas und ich rannte die Treppe runter ins Wohnzimmer. Auf dem Teppich, auf der Tapete, auf dem Sofa, sogar auf dem Fernseher und auf dem Radio, überall vereinzelte Blutspritzer.  Die Spur der Spritzer vermehrte sich, als ich in die Küche kam. An der Kellertür war ein Handabdruck, der Türknauf war ebenfalls rot.
Ich überlegte kurz. So viel Blut… Wenn hier mehr Blut war als im Badezimmer, wo war die Leiche? Ich sah an mir herab. Mein Krankenschwesternkostüm war eher rot als weiß, meine Hände, meine Füße, bis unter´s Knie…ebenfalls alles rot. Ich entschloss mich, im Keller nachzusehen. Mit zittrigen Händen öffnete ich vorsichtig und langsam die knarrende Kellertür, bereit, dem Entsetzen entgegen zu treten. Ich tastete nach dem Lichtschalter und knipste die Lampe an. Die schwache Sparbirne leuchtete auf und wurde langsam heller. Auf der Treppe sah ich rote Fußspuren, die nach unten in den Keller führten. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schlich ich die Stufen hinab, peinlich darauf bedacht, nicht auf die blutigen Fußabdrücke zu treten. Die Blutspur führte mich in den Nebenraum. Ich lugte vorsichtig um die Ecke. „Was zum Teufel….“ erschrak ich. Mir blieb für einen kurzen Moment die Spucke im Hals stecken. Dort war eine riesige rote Blutlache…aber keine Leiche. 
Mit einem unguten Gefühl im Bauch drehte mich um, ging langsam und in Gedanken verloren die Stufen nach oben zurück ins Badezimmer. Dort setzte mich wieder auf den Toilettendeckel und überlegte angestrengt. Woran erinnerte ich mich? „Denk nach, Paula!“ ermahnte ich mich. Die letzten Gäste beförderte ich so gegen 4 Uhr morgens aus dem Haus, bis auf einen… Matt, mein Schwarm, war als sexy Cop verkleidet auf der Party. Als ich ihn erblickt hatte, wollte mich von ihm verhaften lassen und am Ende der Party mit ihm zusammen ein schönes Schaumbad nehmen. Ich hab doch wohl nicht… Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und riss den Duschvorhang zur Seite. Da lag Matt, in blutrotgefärbtem Badewasser. Oh mein Gott! Ich hatte ihn ermordet! In dem Korb, wo eigentlich das Duschgel hineingehört, lag ein langes, spitzes Messer. Nun begriff ich gar nichts mehr, mir wurde plötzlich ganz schwindelig. So viel hatte ich doch nicht getrunken! Ich setzte mich auf den Wannenrand, Tränen stiegen mir in die Augen. Zu spät bemerkte ich, wie sich zwei Arme um meinen Oberkörper schlangen. Mir entwich ein lauter Schrei, als ich ins Badewasser gezogen wurde, aber ich konnte mich aus der Umklammerung nicht befreien. „Wurde auch langsam Zeit, dass der Mörder verhaftet wird.“ flüsterte Matt mir ins Ohr.